Der Name „Spreeschleuse“ passt gut – direkt vor den großen Fenstern des modernen Betriebsrestaurants der Berliner Wasserbetriebe befindet sich die berühmte Mühlendammschleuse, die täglich viele Schiffe und Boote passieren. Die Kantine eröffnete im Sommer 2017 nach umfangreichem Umbau als reines Betriebsrestaurant für die Mitarbeiter*innen des Hauses sowie für Angestellte des öffentlichen Dienstes in Berlin. Mitarbeiter*innen des Finanzministeriums kommen ebenso zur Mahlzeit wie von der Feuerwehr oder dem RBB. 300 bis 450 Mittagessen am Tag gehen hier über den Tresen.
„KlimaTeller“ gibt es hier schon seit 2014
„Unser gastronomisches Konzept fußt auf drei Säulen“, erklärt uns Vivien Finke, die Leiterin der Betriebsgastronomie. Das ist erstens ein hoher Anteil regionaler und biologischer Produkte, zweitens die Eindämmung und Reduktion von Lebensmittelverschwendung bzw. Abfall und drittens Klimafreundlichkeit. Viele Produkte kommen aus der Region, ein Essen ist immer vegetarisch-vegan und den Bio-Anteil wird die Gastronomie als Best-practice-Betrieb der neuen Berliner Initiative „Kantine Zukunft“ mittelfristig auf über 60 Prozent heben (in der verbrauchten Menge, nicht im Zutaten-Anteil). Um punktgenauer produzieren zu können, gibt es heute kein Komponentenessen mehr – alle Beilagen sind einer Hauptspeise fest zugeordnet. Und als praktische Maßnahme zur Reduktion der CO2-Emissionen gibt es – und zwar schon seit 2017 – den „KlimaTeller“. Jeden Mittwoch sind alle drei Hauptspeisen aus besonders klimafreundlichen Zutaten und entsprechen den Vorgaben der Initiative, indem sie mindestens 50 Prozent weniger CO2 aufweisen als ein vergleichbares Durchschnittsgericht.
Reduziert wird der Ausstoß, nicht der Genuss
Der „KlimaTeller“ verringert den Ausstoß, nicht aber den Genuss: gebratener Petersfisch nach provenzialischer Art mit Salzkartoffeln, Zucchini-Kartoffelpuffer mit Tomatensugo, Geflügel-Wurstgulasch mit Zwiebeln, Paprika und Nudeln oder Eier in Senfsauce mit Kartoffelpüree und Roter Bete standen beispielsweise schon auf dem Speiseplan der „Spreeschleuse“. Eiergerichte würden hinsichtlich CO2-Einsparung immer gut funktionieren, und auf rotes Fleisch zu verzichten, helfe den Schnitt deutlich zu senken, ist Vivien Finkes Erfahrung. Geflügel bietet sich da als Alternative an. Um den Richtwert einzuhalten, müsse man innerhalb einer Speise zudem rechnen und kalkulieren. Finke: „Wenn ich für das Geflügel schon recht viel ‚ausgegeben‘ habe, dann kann ich zum Beispiel in Europa erzeugte Reisnudeln nehmen statt Reis aus Asien. Die sind im Geschmack und in der Struktur sehr ähnlich.“ Und auch mit Anpassung der verwendeten Mengen lässt sich eine CO2-Einsparung erzielen – acht statt zehn Gramm geriebener Hartkäse reduzieren die Emission, nicht aber den guten Geschmack.