Lieber kein Fisch auf den Tisch?

Weltweit liegt der jährliche Fischkonsum bei ca. 20 kg pro Kopf, in Deutschland sind es ca. 14 kg. Seit Jahren steigt der Konsum kontinuierlich an.

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Warum überhaupt Fisch essen? - Die Vorteile

Neben dem typischen Geschmack sowie leicht verdaulichen Proteinen enthält Fisch wertvolle langkettige Omega-3-Fettsäuren, die der menschliche Körper nicht selbst bilden kann. Eine bedarfsdeckende Aufnahme dieser wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem sowie den Gehirn- und Blutstoffwechsel aus. Außerdem weisen Omega-3-Fettsäuren im Gegensatz zu Omega-6-Fettsäuren, die in einer typischen westlichen Ernährung ausreichend aufgenommen werden, entzündungshemmende Wirkungen im Körper auf (Bradberry, 2013).

Fische enthalten außerdem Vitamine (Vitamine A, D, E und B-Vitamine), die Spurenelemente Jod, Selen und Eisen sowie die Mengenelemente Kalium und Magnesium (Ostermeyer, 1999). Dies lässt die Meerestiere als ein gesundes und nahrhaftes Nahrungsmittel erscheinen.

Die Nachteile des Fischkonsums - Schadstoffbelastung

Starke Verschmutzung von Flüssen und Binnengewässern kann zu einer erhöhten Schadstoffbelastung in Fischen führen. Insbesondere Raubfische und Fische mit hohem Fettgehalt reichern Schwermetalle wie Quecksilber, Blei oder Arsen schneller an (Ratgeber Vegan, 2017). Zudem weisen durchschnittlich 10,7% der im freien Wasser lebenden Fische Kontaminierung mit Mikroplastik auf (BFZE, 2018). Schwangeren wird daher geraten, den Verzehr von belasteten Fischarten einzuschränken (DGE, 2013). 

Weiterhin trägt der Einsatz von Antibiotika in Aquakulturen zur Bildung von Antibiotikaresistenzen bei, die sich auch auf Krankheitserreger von Landtieren und Menschen übertragen können (Cabello, 2006).

Ökologische Auswirkungen unseres Fischkonsums

Die Überfischung unserer Ozeane - das heißt die Übernutzung der natürlichen Ressourcen durch nicht nachhaltige Fischerei - stellt ein globales Problem dar und bringt schwere ökologische, aber auch soziale Folgen mit sich:
Ein hoher Verlust der Biodiversität durch Überfischung kann das natürliche Gleichgewicht des Ökosystems der Meere stören. Laut WWF sind global 30 % aller Süßwasserfischarten vom Aussterben bedroht. In Deutschland gelten lediglich 45 % der Süßwasser-Fischartenbestände auf der roten Liste als ungefährdet (WWF, 2021).  Neben der Überfischung stellt auch der Beifang ein Risiko für seltene oder bedrohte Arten dar und viele Fischereimethoden, wie der Einsatz großer Grundschleppnetze, zerstören zusätzlich Unterwasserlebensräume. Intakte Ökosysteme im Meer sind jedoch essentiell, beispielsweise für die Speicherung und den Abbau von CO2 aus der Erdatmosphäre und um widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen wie Klimawandel-bedingten Veränderungen zu sein (WWF, 2022, MSC, n.a.).

Soziale Auswirkungen

Über eine Milliarde Menschen sind auf Fisch als Nahrungsquelle angewiesen, zudem sind weltweit ca. 200 Millionen Menschen direkt und indirekt in der Fischerei beschäftigt. Durch Subventionen geförderte Überfischung führt allerdings zu sinkenden Erträgen und gefährdet vor allem die Ernährungssicherheit sowie Verteilungs- und Marktgerechtigkeit von Menschen und Ländern im globalen Süden (MSC, n.a.; WWF, 2022).

Alternativen zum Fischkonsum

Die Bevölkerung westlicher Länder ist auf den Fischkonsum nicht angewiesen. Um auf die gesundheitlichen Vorteile der in Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren nicht verzichten zu müssen, können wir Produkte mit vergleichbaren Inhaltsstoffen zu uns nehmen. Andere Lebensmittel mit einem hohen Omega-3-Gehalt sind zum Beispiel Algen, Leinsamen, Chiasamen, Walnüsse, Haselnüsse, Erdnüsse, Avocados und Öle wie Leinöl, Hanföl, Rapsöl und Walnussöl (Petropoulos et. al, 2020).

Ein Großteil dieser pflanzlichen Lebensmittel enthält jedoch Alpha-Linolsäure, eine Vorstufe der langkettigen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, welche noch nicht die beschriebenen positiven Wirkungen aufweist und vom menschlichen Körper nicht in die gesunde Form umgewandelt werden kann. Algen hingegen haben die Besonderheit, diese langkettigen Fettsäuren bereits ohne Umwandlung bereitstellen zu können und bilden damit eine nachhaltige, pflanzenbasierte Alternative zum Fisch als wichtige Omega-3-Fettsäuren-Quelle (Adarme-Vega et al., 2014; Lane et. al, 2022).

Wer nicht auf den Verzehr von Fisch verzichten möchte, der sollte möglichst auf Fischarten mit einer geringen Klimabilanz zurückgreifen. Wie auch bei anderen Lebensmitteln kann beim Konsum von Fisch auf Saisonalität und Regionalität geachtet werden. Für April/Mai findet man im europäischen Raum z. B. vermehrt Buntbarsch, Flusswels, Forelle, Hering, Kabeljau, Lachs, Wolfsbarsch und Miesmuscheln (Schmidt, 2020). Außerdem helfen Nachhaltigkeitssiegel, wie vom ASC und MSC, sowie Bio-Siegel Fischprodukte mit ökologisch-nachhaltigeren Standards zu identifizieren.

Fischarten mit geringeren CO2 Emissionen sind z. B. Hering (264 g CO2 äq/100 g) oder  Makrele (228 g CO2 äq/100 g). Mit höheren Emissionen sind Kabeljau (514 g CO2 äq/100 g) und Lachs  (714 g CO2 äq/100 g) verbunden (Quelle: KlimaTeller App).

Wem es an Fischgeschmack und Konsistenz fehlt, für den gibt es in der KlimaTeller App ein schmackhaftes fischähnliches Gericht - gänzlich ohne Fisch. Die Zutaten des “veganen Heringssalats” verursachen Emissionen von 528 g CO2 äq, was ihn hinsichtlich der Klimabilanz 52 % besser als ein vergleichbares Gericht macht (Quelle: KlimaTellerApp).

Weitere vegane Alternativen finden sich im Internet  z. B. auf den Seiten von ProVeg, wie vegane Fischstäbchen oder Karottenlachs

Das KlimaTeller Team wünscht viel Spaß beim Ausprobieren und steht Ihnen bei Fragen gerne zur Verfügung

 

Quellen:

https://www.wwf.de/2021/februar/stummes-sterben-unter-wasser#:~:text=Die%20untersuchten%20Best%C3%A4nde%20gingen%20laut,der%20bewerteten%20Arten%20als%20ungef%C3%A4hrdet.

Ostermeyer, U; Fisch als Lebensmittel, Vitamine in Fischen, Inf. Fischwirtsch. Firschereiforsch. 46 (3), 1999, Online unter https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dk040730.pdf

https://www.dge.de/uploads/media/DGE-Pressemeldung-aktuell-11-2013-schwangerschaft.pdf

https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ueberfischung

https://ich-lebe-vegan.de/vegane-ernaehrung/vegane-ersatzprodukte-ueberblick/veganer-fischersatz/

https://www.msc.org/de/fisch-nachhaltigkeit/ueberfischung-der-meere/die-folgen-von-ueberfischung

https://green-lifestyle-magazin.de/nachhaltiger-fischkonsum-darauf-sollten-sie-achten/

Bradberry JC, Hilleman DE. Overview of omega-3 Fatty Acid therapies. P T. 2013 Nov;38(11):681-91. PMID: 24391388; PMCID: PMC3875260.

https://www.bzfe.de/lebensmittel/vom-acker-bis-zum-teller/fisch/fisch-verbraucherschutz/

Cabello, F.C. (2006), Heavy use of prophylactic antibiotics in aquaculture: a growing problem for human and animal health and for the environment. Environmental Microbiology, 8: 1137-1144. https://doi.org/10.1111/j.1462-2920.2006.01054.x

Petropoulos, S. A.; Fernandes, Â.; Arampatzis, D. A.; Tsiropoulos, N. G.; Petrović, J; Soković, Marina et al. (2020): Seed oil and seed oil byproducts of common purslane (Portulaca oleracea L.): A new insight to plant-based sources rich in omega-3 fatty acids. In: LWT 123, S. 109099. DOI: 10.1016/j.lwt.2020.109099.

Adarme-Vega, T.C.; Thomas-Hall, S. R.; Schenk, P. M. (2014): Towards sustainable sources for omega-3 fatty acids production. In:Current Opinion in Biotechnology, Volume 26, Pages 14-18. DOI: 10.1016/j.copbio.2013.08.003.

Lane, K. E.; Wilson, M.; Hellon, T. G. & Davies, I. G. (2022) Bioavailability and conversion of plant based sources of omega-3 fatty acids – a scoping review to update supplementation options for vegetarians and vegans, Critical Reviews in Food Science and Nutrition, 62:18, 4982-4997, DOI: 10.1080/10408398.2021.1880364